Samstag, 31. Dezember 2011

Jahresrückblick 2011

Einige von euch haben sicherlich bemerkt, dass ich die letzten Monate, ja eigentlich den ganzen Sommer meinen Blog gänzlich vernachlässigt habe. Warum das so war, naja ich glaube da muss ich ein wenig ausholen. Das ich die Männermode ziemlich langweilig finde, man kann halt wenn man sich schick kleiden will einen Anzug anziehen, oder wenn man kreativ sein will, nimmt man eben einen Anzug, für besondere Anlässe z.B. Musical, Theater oder Oper, greift man zum Anzug oder man kann zur wahnsinnigen Alternativmöglichkeit Frack greifen:) ein Frack sieht aber beim Besuch eines Musicals schon ein bisschen albern aus, in der Oper geht es gerade noch, naja was ich damit sagen will, die Möglichkeiten die man als Frau zum stylen hat, ist dass was mich an der Rolle  "Jenny" und dem trans sein so liebe. Das ich Spaß daran habe, und sehr wahrscheinlich auch seid meiner Kindheit eine ganze Menge weibliche Hormone in mir stecken, ist mir schon seit geraumer Zeit bekannt. Als kleiner Junge, ich glaube ich war damals so etwa 10 Jahre, entdeckte ich eines Tages in meinem Elternhaus einen Plastiksack der für die Altkleidersammlung gefüllt war. Ich war sehr neugierig (bin ich übrigens immer noch) und durchstöberte ihn. Ich fand darin ein Kleid, dass mal meiner Cousine gehörte. Ich zog es an, und fühlte mich toll. Damals wusste ich natürlich noch nicht, was da mit mir los war, aber das heimliche tragen von Kleidern oder Röcken, lies mich ab diesem Moment nicht mehr los. Seit dieser Zeit, als ich ungefähr 10 Jahre alt war, sind etwa 10 X 3,5 Jahre vergangen. Aufgrund meiner  Erfahrungen, die ich überwiegend in den letzten 2 Jahren als Jenny gesammelt habe, bin ich das erste mal in diesem Sommer, wann immer ich die Lust verspürte meine feminine Seite ausleben zu wollen, auch am Tage als Jenny in der Öffentlichkeit unterwegs gewesen. Es wurde schon zur Normalität, dass ich am morgen nach dem Aufstehen eine geraume Zeit vor dem Kleiderschrank verbrachte, bis ich endlich das richtige Outfit gefunden hatte, nach dem Ankleiden eine gute halbe Stunde zum Schminken vor dem Spiegel stand, um dann den ganzen Tag als Jenny zu verbringen.


Außerordentlich gerne war ich dieses Jahr mit der Lieblingsbeschäftigung des weiblichen Geschlechts beschäftigt, dem "Shoppen". Und da gibt es in Berlin so einige Meilen Fashion-Erlebnis, die ich dieses Jahr im entsprechendem Outfit mit HighHeels und Make-up genossen habe. Sehr oft war ich auf dem Kurfürstendamm oder der Friedrichstraße unterwegs, um die Welt der weiblichem Mode zu genießen. Ich bin übrigens heute bei Sammy gewesen. Sammy ist Designerin und hat einen süßen Laden namens "Redcat7" in Berlin Friedrichshain. Wenn Ihr mal was außergewöhnliches, im Burlequestil der 50er Jahre sucht, dann seit Ihr bei Sammy genau richtig. Ich habe mir vor vier Wochen eine Tornüre und zwei Hüte anfertigen lassen, die ich heute abgeholt habe. Die Sachen sind einfach ein Traum:)  vielen lieben Dank Sammy!!! Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich das erste mal ein Kaufhaus betrat und mit einer Hose und einem Rock in die Umkleidekabine für Damen ging. Mein Puls lag etwa im Bereich eines Marathonläufers  der gerade bei km 42,195 die Ziellinie überquerte, und ich weiß genau von was ich da spreche, denn ich bin in diesem Sommer meinen ersten  Marathon gelaufen. Das sich dies inzwischen gänzlich geändert hat liegt wohl daran, dass ich im laufe der letzten Jahre sehr viel dazugelernt habe und mein Passing es inzwischen zulässt, mich Selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu bewegen. Es gab in diesem Jahr nicht eine negative Erfahrung über die ich berichten könnte. Natürlich gibt es einige die schon mal genauer hinsehen und auch vielleicht erkennen, das da etwas komisch ist und spätesten wenn man an der Kasse steht und mit doch ungewöhnlich tiefer Stimme mit der Kassiererin  plaudert, kann man einige männlichen Gene nicht gänzlich verbergen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, man sollte nicht in einer höheren Tonlage versuchen zu Sprechen, dass hört sich dann schnell an wie "Micky Maus" und wirkt schon ein bisschen lächerlich. Es genügt wenn man etwas leiser und langsamer versucht zu Sprechen, denn es gibt ja schließlich auch Frauen die eine ungewöhnlich tiefe Stimme haben, die ausgesprochen sexy klingen kann.

Natürlich kamen auch die kulinarischen Genüsse dieses Jahr nicht zu knapp. Ob beim Italiener oder beim Amerikaner, ich meine natürlich nicht MacD oder BurgerK sondern das "Sixties", die machen wirklich super leckere Burger und Salate und bis 19 Uhr ist immer Cocktail Happy Hour, danach kam es schon mal vor, dass Jenny etwas beschwipst aus dem Lokal stöckelte und meine bessere Hälfte das Autofahren übernehmen musste. Zu Halloween waren wir in der Pfalz und haben im Deidesheimer Hof (da gab es früher für Helmut Kohl immer den Saumagen) auf der Halloweenparty bei leckerem Wein und fantastischen Geschmackserlebnissen einen wunderbaren Abend verbracht. Wir waren natürlich dem Anlass entsprechend Gekleidet. Leider sind der Kleiderordnung nicht alle Gäste gefolgt.


Ins Kino hat es mich dieses Jahr auch einige male gezogen. Das Highlight war natürlich im November der vierte Teil von Twighlight. In den nächsten Tagen steht noch Rubeldiekatz mit Matthias Schweighöfer auf dem Programm den ich mir unbedingt ansehen möchte. Im November gab es noch einen zweiten Knaller der uns in den Admiralspalast zog. Zwei Wochen lang gastierte die "Rocky Horror Show" in dem Theater in der Friedrichstrasse. Es war eine fantastische Darstellung, tolle Stimmen,  schöne Kostüme die man nicht nur bei den Darstellern sondern auch im Publikum bewundern konnte. Auch ich habe mich an diesem Abend BurlesqueOutfit die Blicke einiger Männer und auch Frauen auf mich zog, aber das war ja auch so gewollt. Wir hatten an diesem Abend sehr viel Spaß, denn bei derartigen Events ist meine Frau immer mit dabei.

Und dann gab es da in diesen Sommer noch das "Projekt 2011" der Berlin Marathon. Vor etwa 3 Jahren, als ich Abends auf die Waage stieg und das Ding 90 kg anzeigte, macht ich mir Gedanken darüber, wie ich die Fettpolster wieder loswerde. Ich stellte meine Ernährung um (kein Zucker, keine Butter, viel Obst und Gemüse und Abends keine Kohlenhydrate) und fing mit dem laufen an. An diesem Abend viel auch die Entscheidung mich für einen Marathon anzumelden. Vor gut einem Jahr war es dann soweit, das ich die Returntaste an meinem Computer zur Bestätigung der Anmeldung zum 38 Berlin-Marathon drückte. 12 Wochen vor dem Marathon ging es dann mit dem Intensivtraining los, in dem ich in der Woche zwischen 50 und 60 km unterwegs war. In den 3 Monaten vor dem Marathon lief ich fast 700 km bis ich dann endlich am 25 September um 9 Uhr mit über 40.000 Läufern über die Startlinie lief. In diesem Moment machte ich mir noch keine Gedanken darüber, wie es mir nach 35 km gehen würde "und das war auch gut so, wie unser Bürgermeister sagen würde" ich genoss die unglaubliche Atmosphäre, die Zuschauer die einem die gesamte Strecke zujubelten und die über 70 Bands die am Straßenrand musizierten. Mein Ziel war es die 42,195 km unter 4 Stunden zu laufen, was mir am Ende allerdings nicht ganz gelungen ist, denn ab km 30 tat einfach alles nur noch weh:). Der Gedanke bei km 42 durchs Brandenburger Tor zu laufen und der nicht endende Applaus der Zuschauer ließen  allerdings die Schmerzen vergessen und mich nach 4 Stunden und 25 Minuten mit einem unglaublichem Glücksgefühl über die Ziellinie laufen. Über die Ziellinie ist allerdings nicht  Jenny gelaufen. Da beim Laufen die Wimperntusche nicht da bleibt wo sie eigentlich hingehört und auch das beste Make-up nach einiger Zeit seinen Dienst versagt, stand bei diesem Vorhaben von Anfang an fest, dass das nichts für Jenny ist.

2011 war für mich ein außerordentlich Erlebnisreiches Jahr, in dem ich sehr viele positive und schöne Dinge erleben durfte. Jenny hat in diesem Jahr viel dazugelernt und sich ein ganzes Stück weiterentwickelt. Mein Blog blieb dabei leider etwas auf der Strecke, da einfach nicht genügend Zeit übrig blieb. 2012 wird hoffentlich genauso aufregend und spannend wie das vergangene Jahr.


Ich wünsche euch nun allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und für 2012 alles Gute, und das alle eure Wünsche in erfüllen gehen.